Frühjahrsputz für Körper und Geist

Heilfastenkur

Fasten ist eine Sache, die sich schon lange auf der Liste der Dinge hält, die ich irgendwann gerne einmal ausprobieren würde. Gleichzeitig ist es auch einer der etwas anspruchsvolleren Pläne. Essen ist so ein fester Alltagsbestandteil und wird doch so oft zur unbewussten Nebensächlichkeit und damit zur Fehlerquelle für die eigene Gesundheit.

Essen dient nicht mehr allein der Kalorien- und Energiezufuhr, sondern folgt bestimmten Mustern, erfüllt einen bestimmten gesellschaftlichen Zweck oder funktioniert als Kompensation anderer Bedürfnisse. Von dieser unterschiedlichen Gemengelage muss sich der Kopf über den eigenen Körper für das Projekt Fasten erst einmal freimachen. Deshalb würde sich Heilfasten in meiner Vorstellung auf weit mehr als den Körper auswirken, es dürfte ein Anstoß sein, mein tägliches Leben, meine Einstellungen und Gewohnheiten zu ändern, und deshalb sollte man sich für diese bewusste und ganzheitliche Erfahrung ausreichend Zeit nehmen. Das ist auch, was die meisten Ärzte und Experten raten: Wer sich auf eines der ältesten Heilverfahren der Welt einlassen möchte – für das eigene „Heil“ zu fasten –, gönnt seinem Körper und Geist mehr als eine Diät. Man reinigt und entgiftet nicht nur im körperlichen Sinne, sondern sollte sich für diese meist auch spirituelle Erfahrung in erfahrene Hände begeben, und sich bewusst dafür entscheiden, sonst begünstigt der Körper die Ausschüttung von Stresshormonen und lässt den Essensverzicht zu einer Tortur werden.

Viele Angebote folgen den Ansätzen von Buchinger, Mayr, Schroth oder Paracelsus und unterscheiden sich meist nur in wenigen Punkten. Das Prinzip allen Heilfastens: Beginnen und enden sollte die meist 5-10 Tage dauernde Kur mit einer Entwöhnungs- und einer Aufbauphase, die dem Körper Schritt für Schritt feste Nahrung abgewöhnt und ihn schließlich langsam wieder daran gewöhnt. Während des Fastens wird dem Körper meist keine feste Nahrung zugeführt, es wird außerdem auf Genussmittel verzichtet. Stattdessen stehen täglich ca. 500 Kalorien in Form von Säften und Brühen auf dem Plan. Zuvor wird der Darm entleert, meist durch die Einnahme von Glaubersalz, regelmäßige Einläufe während der Kur unterstützen die Darmreinigung. Nach den ersten körperlich und geistig herausfordernden Tagen, die häufig von Kopfschmerzen, Schwindel, Muskelkater bis hin zu bleierner Müdigkeit und Gereiztheit begleitet werden, kann man sich relativ zügig an den positiven Wirkungen des Fastens erfreuen: Der eigene Stoffwechsel verändert sich, die Ausschüttung von Serotonin wird begünstigt, meist spürt man nach wenigen Tagen eine Steigerung der eigenen Energie und Leistungsfähigkeit. 

Damit kann eine Heilfastenkur nach eingehender Beratung durch Ärzte und Experten gezielt zur Gesunderhaltung, zur Stärkung der eigenen Abwehrkräfte und ggf. auch zur Behandlung bestimmter Krankheiten durchgeführt werden.

Wie man aus vielen Erfahrungsberichten schießen kann, ebnet die Erfahrung des Fastens oftmals auch einfach den Weg zu einem bewussteren Umgang mit Nahrung und Essen, man schmeckt anders, genießt bewusster, weniger, gesünder. Auf der spirituellen Ebene tritt man laut Hildegard von Bingen beim Fasten in Kontakt mit seiner Seele und kann so wichtige Änderungsprozesse einleiten. Und so ist am Ende Fasten und der damit einhergehende Verzicht ein weiteres Hilfsmittel auf dem Weg zu einer allmählichen und langfristigen Ernährungsumstellung, die auf eine gesunde und ausgewogenen Ernährung mit viel Gemüse und Obst, wenig bis gar keinem Fleisch und einem Verzicht auf Genussmittel wie Alkohol, Nikotin und Zucker setzt, unterstützt durch ausreichend Bewegung. Das wäre zumindest, was ich mir von einer solchen Kur verspreche.

Zum Schluss möchteich noch zwei Zitate vorstellen, die mich zum Fasten inspirieren und motivieren. Hermann Hesse lässt seinen Siddharta im gleichnamigen Roman sagen:

"Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen, wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann."

Und der große Begründer der Medizin, der griechische Hippokrates von Kos, meint:

"Eure Nahrung sei euer Heilmittel, und euer Heilmittel sei eure Nahrung. Die vornehmste und wirkungsvollste Art aber, euren inneren Arzt wirken zu lassen, besteht im Weglassen aller Nahrung, also in der Entsorgung des Körpers von allem Übel und dem damit verbundenen Wachwerden wunderbarer Heilkräfte."

(sg)