Gut zu wissen: Biosiegel

Ein kleiner Leitfaden durch den Logo-Dschungel

Wer Wert auf Lebensmittel in Bioqualität legt und nicht immer direkt vom Erzeuger kauft, sieht sich im Supermarkt mit einer Flut an Biosiegeln konfrontiert, die ohne Eigeninitiative und viel persönliche Recherche fast nicht mehr zu durchschauen ist. 300 verschiedene Biomarken gibt es mittlerweile und ca. 60 internationale und nationale Siegel - Tendenz steigend. Wir haben uns durch den Logo-Dschungel geschlagen und die wichtigsten herausgepickt.
Doch zuerst kurz ein Wort zur Aussagekraft des Begriffs „bio“: Als Abkürzung für „biologische Landwirtschaft“ ist er zumindest europaweit geschützt, das gleiche gilt für „aus kontrolliert biologischem Anbau“ und die Abkürzung „öko“ bzw. Umschreibungen wie „aus ökologischem Landbau“. Wo also bio oder öko draufsteht, ist tatsächlich auch bio drin - zumindest in dem Ausmaß, in dem die EU festgelegt hat, was biologisch ist. 

Biosiegel

Stufe 1:

Wer die Mindestanforderungen der EU erfüllt und seine Produkte mit dem Wörtchen bio versieht, kann sich das bekannteste unter den Biosiegeln auf die Verpackung drucken: das, grafisch an ein Blatt erinnernde, EU-Biosiegel. Diese Kennzeichnung informiert zusammen mit dem produktspezifischen Code, der die Kontrollstelle angibt (z. B. DE-006-Öko-Kontrollstelle), über die Einhaltung der Mindestanforderungen für Bio-Lebensmittel. Wer das Logo trägt, garantiert, dass in seinem Produkt höchstens 0,9 Prozent gentechnisch verändertes Material enthalten ist, und mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe aus Öko-Anbau stammen. Unter diesem Logo sind im Vergleich zu allen folgenden Siegeln mehr Zusatzstoffe erlaubt und die Vorgaben zur Tierhaltung und Düngung sind allgemein weniger streng.

Stufe 2:

Das deutsche Biosiegel, ein grünes Sechseck mit schwarz-grünem Bio-Schriftzug, gehört nach der Einführung des EU-Siegels nicht mehr zwingend auf die Verpackung, kann aber weiterhin freiwillig genutzt werden, stellt es doch auch weitreichendere Anforderungen an die Erzeuger. Unter anderem dürfen die so gekennzeichneten Lebensmittel zur Konservierung nur nicht-ionisierender Strahlung ausgesetzt werden (UV-Strahlung gilt z. B. als ionisierend), sie dürfen nicht durch und mit gentechnisch veränderte/n Organismen, nicht mit dem Einsatz synthetischer Pflanzenschutzmittel und nicht mithilfe leicht löslicher mineralischer Dünger erzeugt werden. Außerdem dürfen sie nicht mehr als 5 Prozent konventionell erzeugter Bestandteile sowie keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Farbstoffe und Emulgatoren enthalten. Die Fruchtfolgen sollten abwechslungsreich gestaltet werden, es sind Größenanforderungen für Ställe und Freiflächen vorgegeben und beim Tierfutter muss außerdem auf ökologisch produziertes Futter ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungs­förderern zurückgegriffen werden.

Stufe 3:

Wer wirklich bewusst bio kaufen will, sollte sich an die Biosiegel mit den strengsten Kriterien und meisten Einschränkungen halten. Darunter fallen zum Beispiel die privaten Standards Biokreis, Bioland, Biopark, Demeter, Ecoland, Gäa e.V., oder Verbund Ökohöfe, die zugleich auch immer den Mindestanforderungen des EU-Biosiegels genügen. Darüber hinaus gewährleisten sie meist einen 100-prozentigen Öko-Anbau, der einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft zuträglich ist, und unterwerfen sich strengeren Vorgaben was Tierhaltung, Zusatzstoffe und Düngung angeht. Sie stammen allesamt aus Zeiten, in denen bio noch kein Massenphänomen war und folgen entweder regionalen Anbauprinzipien oder orientieren sich an bestimmten Lehren, wie beispielsweise Demeter sich an die anthroposophische Weltanschauung Rudolph Steiners anlehnt.

Markt
Bio ist also nicht gleich bio. Wer mit gutem Gewissen einkaufen will, sollte sich nicht von den vielen Aufdrucken blenden lassen, die von Herstellern zu Werbezwecken erfunden werden, um vom Bio-Boom zu profitieren. Außerdem gilt auch bei bio: Regional und saisonal angebaute Produkte sind immer zu bevorzugen, denn obwohl es mittlerweile auch viele europäische Nachbarn mit ihren Erzeugnissen in unser Bioregal schaffen, lange Transportwege schmälern mitunter die Qualität und Ökobilanz dieser Produkte. 

Quellen: 
www.bmel.de 
www.oekolandbau.de 

(sg)