Herausforderung gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung im 21. Jahrhundert

Streift man durch die Supermärkte, bekommt man den Eindruck, dass es kein Problem sein sollte, sich gut zu ernähren, schließlich ist von allem immer reichlich vorhanden. Doch das üppige Angebot täuscht darüber hinweg, dass es tatsächlich noch nie so schwer war wie heute, sich bewusst und gesund zu ernähren. Diese These ist nur auf den ersten Blick paradox: Der augenscheinliche Überfluss an Nahrungsmitteln verschleiert einen tatsächlichen relativen Mangel an gesunden Lebensmitteln. Die Überfülle ist dem menschlichen Organismus nicht dienlich und führt nicht nur zu Übergewicht und den Folgeerkrankungen, sondern bedient Suchtzentren und macht abhängig.
Apfelkorb

Der Mangel im Überfluss

Die kapitalistische Maxime des „Mehr ist besser“ und „Viel hilft viel“ hat nicht nur unsere Wirtschaftssysteme in Bedrängnis gebracht. Insbesondere für lebendige Organismen ist ein Übermaß an Versorgung meist noch schädlicher als ein leichtes Untermaß. Mit Einführung der Supermärkte haben wir uns daran gewöhnt, dass alles immer zur Verfügung steht. Entwicklungsgeschichtlich und physiologisch normale Perioden von Nahrungsknappheit gibt es nicht mehr, beziehungsweise muss man sich diese mit viel Disziplin selbst schaffen. Und während bis ins 20. Jahrhundert fast nur Lebensmittel in ihrer natürlichen Form erhältlich waren, füllen heute verarbeite Produkte mit vielen Kalorien aber wenigen gesunden Inhaltsstoffen einen Großteil der Supermarktregale aus. Trotz Überfluss erleben wir also einen relativen Mangel an frischen und gesunden Lebensmitteln. Dass es den meisten Menschen schwer fällt, sich in der Flut von Produkten zu orientieren und einzuschätzen, was in einem Produkt steckt und welche Auswirkungen das auf ihre Gesundheit hat, liegt zum einen an mangelndem Wissen und fehlender Aufklärung. Jedoch bedarf es auch bei tiefem Wissen um Ernährung noch einiges an Disziplin, nicht regelmäßig zu schlechten Nahrungsmitteln zu greifen, da diese direkt unsere Lust- und Suchtzentren im Hirn ansprechen. Es ist keine gemeine Unterstellung, dass die Nahrungsmittelindustrie das weiß und gezielt ausnutzt. Gesunde Lebensmittel haben geringere Gewinn-Margen und sind nicht im Sinne der großen Hersteller.

Die Vorteile von regional und saisonal

Auf der sicheren Seite ist man also mit unverarbeiteten, rohen Lebensmitteln, denn dann weiß man ziemlich genau, was man bekommt. Allerdings unterscheiden sich Agrarprodukte hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Wirkung zum Teil beachtlich. Regional und saisonal angebautes Getreide, Gemüse und Obst, das langsam wächst, enthält deutlich mehr sekundäre Pflanzenstoffe als die gleichen Sorten mit langem Transportweg oder aus der Turbozucht im Gewächshaus. Zu den gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffe zählen nicht nur die Vitamine, sondern viele verschiedene Substanzgruppen wie Polyphenole, Flavonoide, Phytosterine und Alkaloide. Hingegen reichern manche Feldfrüchte, die außerhalb ihrer natürlichen Jahreszeit angebaut werden, potenziell giftiges Nitrat an. (ts)