Mal nachgedacht

Lactosefrei, glutenfrei, sinnfrei?

Immer mehr Lebensmittelprodukte werden mit dem deutlichen Hinweis „lactosefrei“ oder „glutenfrei“ beworben. Aber ist das auch immer gerechtfertigt oder nicht doch mitunter auch „sinnfrei“?

Lactose kommt nur in Milch und Milchprodukten vor. Während normale Milch immer Lactose enthält, eine lactosefreie Milch also tatsächlich speziell hergestellt werden muss, enthält eine Vielzahl von Milchprodukten schon durch die traditionelle Herstellung wie der Käsereifung keine Lactose mehr, da diese von Bakterien verstoffwechselt wird. Als lactosefrei verkaufter Edamer enthält also genauso viel Lactose wie sein herkömmlicher Käse-Kollege. Ein Aufpreis wäre also absolut nicht gerechtfertigt. Ob ein Milchprodukt Lactose enthält, kann man übrigens direkt an den Kohlenhydraten in den Nährwertangaben ablesen – wo keine Kohlenhydrate drin sind, kann auch keine Lactose drin sein.

Gluten wird zur Zeit wie eine Übelkeit verursachende Sau durchs Dorf getrieben. Aber wie berechtigt ist das wirklich? Fälle von angeborener Glutenunverträglichkeit, der Zöliakie, sind eher selten und machen sich schon im jüngsten Kindesalter bemerkbar. Tritt eine – vielleicht vermutliche – Glutensensitivität im Erwachsenenalter auf, spricht man von Sprue. Ob die Symptomatik dann mit Gluten in Verbindung steht, ist aber umstritten. Unter der Annahme, dass der Proteinkomplex Gluten tatsächlich reizend auf die Darmschleimhaut wirken könnte, läge das Problem eher in den großen Mengen an Gluten, die wir zu uns nehmen, und nicht im Getreide an sich. Denn im Vollkorn, dass noch viele Ballaststoffe enthält, ist verhältnismäßig deutlich weniger Gluten vorhanden als in Weißmehlprodukten.  Aus diesem Grund jetzt komplett auf Vollkorn mit seinen vielen gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen zu verzichten, ist daher wohl nicht der sinnvolle Königsweg. Nicht das Gluten per se ist zu meiden, sondern glutenreiche Auzugsprodukte. Es muss ja nicht sofort glutenfrei sein.

Mehr dazu:
http://goo.gl/bSzhJ8 

(ts)